2021 – „Kultiviert – Ein Jahrtausend Gartenbau in Erfurt“
Sonder-Ausstellung im Gartenbaumuseum Erfurt zur Buga vom 23.04.–10.10.2021
Hervorragende Nachrichten: Unsere Ausstellung wurde für das Jahr 2022 verlängert. Mit der Öffnung der Erfurter ega und des Gartenbaumuseums im Frühjahr 2022 ist sie wieder begehbar.
Die Blumenstadt Erfurt und der Erwerbsgartenbau
Der Gartenbau ist prägend für die Erfurter Geschichte. Kennzeichnend sind blühende Felder, Gemüseanbau, Waid
und Brunnenkresse. Erfurt war größter Produzent von Blumensaatgut Deutschlands.
Wir laden Sie zu einem Besuch dieses bewegenden Jahrtausends ein.
Begleitbroschüre
Zur Ausstellung erhalten Sie eine Begleitbroschüre (Titel siehe rechts). DIese enthält weiterführende Informationen zu den einzelnen Themen der Ausstellung und ist für 12 € Schutzgebühr im Museum erhältlich.
Eingangsflur/Entree
Raum 1
Mittelalter bis ca. 1840
Raum 2
1840 bis 1945
Raum 3
1945 bis heute
Eingangsflur/Entree
Eingangsflur/Entree
Die bedeutendsten Erfurter Gartenbauausstellungen
Erfurter Gartenbauausstellungen entwickelten sich mit der Stellung Erfurts bei der Züchtung, der Produktion und dem Handel von gärtnerischen Pflanzen und Saatgut ab Mitte des 18. insbesondere vom 19. bis Mitte des 20. Jh. Die „Erfurtische Blumengesellschaft“, der „Erfurter Gartenbauverein“ und der „Verschönerungsverein“ waren Initiator vieler Ausstellungen. Die iga und die ega auf der Cyriaksburg setzen die Tradition fort.
Impressionen aus der Ausstellung im Erfurter Gartenbaumuseum:
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Historische Postkarten:
Gartenbauausbildung – damals und heute
Gartenbauliche Bildung in Erfurt
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Ausbildungskurse und Meisterkurse durch Gartenbauvereine
und Lehranstalten, so z. B. die 1848 gegründete Gärtnerlehranstalt auf dem ehemaligen Gelände
des Botanischen Gartens der Erfurter Universität durchgeführt.
Ende des 19. Jh. bis Anfang des 20. Jh. kamen viele junge Menschen aus Deutschland und Europa
nach Erfurt, um den Beruf des Gärtners nach dem Prinzip „Lernen durch Anschauung und Nachmachen“ zu erlernen.
Ab 1948 bis 1960 fand die theoretische Bildung der Gärtner in der Berufsschule in der Weidengasse, ab 1960 bis 1991in der Betriebsberufsschule des VEG Saatzucht Zierpflanzen Erfurt statt.
Höhere Gartenbaubildung in Erfurt
Ab 1946 bildete die Fachschule für Gartenbau Erfurt Gartenbautechniker, Gärtnermeister, sowie ab 1955 Gartenbauingenieure aus.
Im Juli 1991 wurde die Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau Erfurt (LVG) mit Ein- und Zweijähriger
Fachschule, Überbetrieblicher Ausbildung und Versuchswesen gegründet.
Ebenfalls 1991 wurde benachbart die Ingenieurschule für Gartenbau – Fachbereiche Gartenbau und Landschaftsarchitektur, seit 2007 ergänzt mit dem Fachbereich Forst errichtet.
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Mittelalter bis Beginn der Industralisierung
Einführung in Raum 1
Nach der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 742 durch Missionar Bonifatius entwickelte sich Erfurt zu einem bedeutenden Handels- und Wirtschaftszentrum.
In Klöstern, Klostergärten und Küchendörfern entstanden erste gartenbauliche Zentren. Im Mittelalter gab es einen beachtenswerten Weinanbau. Die schon 1133 urkundlich nachgewiesenen „Hortulani“ (Gärtner) wurden von ...
Erfurter Küchendörfer
Der König überließ dem Mainzer Erzbischof einige Dörfer zur Lebenssicherung seines Hofes in Erfurt.
Die Küchendörfer hatten zunächst Naturalien, später auch Geldleistungen an den erzbischöflichen Erfurter Hof zu liefern. Der Küchenmeister, der höchste ökonomische Beamte, überwachte die Leistungen.
Ein Küchendorf hatte neben den Pflichten auch besondere Privilegien. Die Bewohner konnten in Erfurt zollfrei ein- und verkaufen sowie steuerfrei Bier brauen.
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Christian Reichart
bedeutende Persönlichkeit Erfurts
Christian Reichart lebte vom 04.07.1685 bis 30.07.1775 in Erfurt, in einer Zeit, in der die Wiederbelebung der Wirtschaft und des Handels nach der „Pestzeit“ wichtigstes Ziel der Mainzer Erzbischöfe war, zu deren Hoheitsgebiet Erfurt bis Anfang des 19. Jh. gehörte.
Reichart war eine bedeutende Persönlichkeit der Stadt Erfurt. Bekannt sind seine Leistungen für die Entwicklung des Gartenbaus. Er übte auch zahlreiche wichtige Funktionen in der Stadt aus.
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Dreienbrunnengebiet
Zentrum des Erfurter Gartenbaus
Zwischen Steiger und Cyriaksburg durchfließt die Gera ein Tal. Dort befand sich ein sumpfiges Gelände von ca. 65 ha, in dem es wildwachsende Brunnenkresse gab. Schon 1355 wurde das Wasser in die Gera abgeleitet und es entstanden Gärten.
Auch die Familien Reichart, Engelhardt und Haage besaßen dort Land. Ab 1655 begann der Gärtner H. Hartzen wild wachsende Brunnenkresse zu ernten und bündelweise auf dem Erfurter Markt zu verkaufen. Ab 1725 wurden durch Reichart und andere Gärtner künstliche Wasserflächen, die Klingen geschaffen. Zwischen den Becken mit der Brunnenkresse entstanden Wälle, genannt Jähne, auf denen Obst und Gemüse angebaut wurden. 7 ha Brunnenkresse und 25 ha Gemüsefläche mit Kohl, Salat, Sellerie und Kräutern entstanden.
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Waid – goldenes Vlies Erfurts
Der Waid ist das wichtigste Blaufärbemittel im Europa des Mittelalters. Amiens, Toulouse (F) sowie Urbino (I) stehen neben Erfurt für Waidzentren. Dabei hatte Erfurt vom 13. bis 17. Jh. eine herausragende Stellung. Günstige Naturbedingungen förderten den Waidanbau.
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Anbau von Wein und Obst
Erfurt – auch eine Stadt des Weins
Im Mittelalter war die Weinerzeugung in Thüringen weit verbreitet, mit einem Zentrum in und um Erfurt. Fränkische und katholisch-kurmainzische Einflüsse förderten den Weinanbau. Rings um die vielen Klöster und in den Dörfern gab es Weinberge.
1121 erstmals erwähnt, wurden im Raum Erfurt um 1614 ca. 2.000.000 Liter Wein erzeugt. Dahinter standen 1500–2000 ha Anbaufläche.
Obstbau in und um Erfurt
Die nach Bonifatius in Erfurt ab dem 8. Jh. wirkenden Mönche etablierten auch den Obstbau in und um die Stadt. Belege dafür sind der Obstgarten des Petersklosters sowie verschiedene andere Obstgärten.
Die von Kaiser Karl dem Großen erlassene Capitulare de villis brachte den Obst-und Gartenbau auch in und um Erfurt voran. Klöster hatten mit ihren Gärten und Ländereien auch die Bürger der Städte und Gemeinden mit einem umfangreichen Sortiment an Getreide, Kräutern, Obst, Gemüse und Wein zu versorgen.
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Impressionen aus Raum 1 der Ausstellung im Erfurter Gartenbaumuseum:
1840 bis 1945 / Erfurt als Metropole des modernen Erwerbsgartenbaus
Einführung in Raum 2
Die traditionsreiche Kunst- und Handelsgärtnerei erreichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Sie wurde ein die Wirtschaft und den Ruf der Stadt prägender Sektor. Besonders die fünf großen Firmen bzw. Unternehmerfamilien Haage, Schmidt, Benary, Heinemann und Chrestensen erlangten Weltbedeutung.
Der in dieser Zeit erworbene Beiname „Blumenstadt“ wurde ...
Erfurt – Weltzentrum des Gartenbaus
Die traditionsreiche Kunst- und Handelsgärtnerei erreichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Sie wurde ein die Wirtschaft und den Ruf der Stadt prägender Sektor.
Der in dieser Zeit erworbene Beiname „Blumenstadt“ wurde durch große Gartenbauausstellungen seit 1865 gefestigt. Von Erfurt gingen zudem Innovationen wie der Versand von getrockneten Blumen und frischen Schnittblumen aus. Die Verschickung von Sämereien in bunten Samentüten wurde zum Markenzeichen der Erfurter Gartenbaubetriebe und machte schon 1862 rund 90% des gartenbaulichen Exports aus.
Faszinierend ist die Vielfalt der Erfurter Gärtnereien um 1910
Neben den weltbekannten Großgärtnereien arbeiteten viele mittlere und kleine Betriebe in allen Branchen des Gartenbaus. Im Vergleich zum Land Preußen gab es in Erfurt doppelt so viele Gärtnereien, gärtnerische Arbeitskräfte und gärtnerische Wertschöpfung wie im Landesdurchschnitt. Die Lage der Gärtnereien, ihre Ausrichtung und besonderen Leistungen können Sie im interaktiven Gärtnereiregister in der Ausstellung erleben. Hier sehen sie drei exemplarische Erfurter Gärtnereien:
Informationen zu den kleineren Gärtnereien zum Download:
Das historische Erfurter Gartenbauregister
Im Rahmen der Ausstellung – Kultiviert – ist ein digitales Gartenbauregister entstanden, welches die zahlreichen in Erfurt ansässigen Gartenbauunternehmen um das Jahr 1910 zeigt. Auf einer interaktiven Karte des heutigen Erfurter Stadtgebiets werden die originalen Koordinaten der Unternehmen angezeigt. Ebenso alle nachhaltig recherchierten Informationen wie Bezeichnung und Inhaber der Unternehmen, Arbeitsbereiche und Angebot sowie, wenn vorhanden, historisches Bildmaterial angezeigt.
Das historische Gartenbauregister wird später als ein Teil in die Dauerausstellung im Deutschen Gartenbaumuseum einziehen und dort weiterhin für die Besucher erhalten bleiben.
Die 5 großen Kunst- und Handelsgärtnereien
Besonders die fünf großen Firmen bzw. Unternehmerfamilien Haage, Schmidt, Benary, Heinemann und Chrestensen erlangten im 19. und frühen 20. Jahrhundert Weltbedeutung.
Informationen zu den big 5 zum Download:
Impressionen aus Raum 2 der Ausstellung im Erfurter Gartenbaumuseum:
Gemüsegärtnereien
Gemüse wurde im Mittelalter in den Gärten erzeugt. Erwerbsmäßigen Anbau und Vermarktung von Gemüse gab es ab dem 17. Jh. Rümpler erwähnte bereits 1865 in „Erfurts Land- und Gartenbau“ 45 Gemüsegärtner. Besondere Bedeutung hatte das Wirken von C. Reichart im Dreienbrunnengelände. Er entwickelte neue Anbausysteme für viele Gemüsearten. Gemüse, Kräuter und landwirtschaftliche Arten wurden in gemeinsamen Fruchtfolgen angebaut.
1908 waren nach Haupt ca. 120 Gemüsebaubetriebe in Erfurt ansässig. Besondere Symbolkraft hatte dabei der Blumenkohl. Anbau, Züchtung und Saatgutproduktion wurden zur Perfektion entwickelt. 1911 wurde in Erfurt die Genossenschaft m.b.H. „Erfurter Blumenkohlzüchter“ als erste deutsche Erzeuger- und Vertriebsorganisation der Gemüsegärtner gegründet. Über 40 Gemüsebaubetriebe waren hier Mitglied. „Blumenkohlkönige“ der ersten Hälfte des 20. Jh. waren Paul und Sohn Ludwig Lohfeld. Mehr als 20 Eisenbahnwaggons mit Gemüsestiegen wurden täglich verladen.
Informationen zum Download:
Erwebsgartenbau von 1945 bis heute
Einführung in Raum 3
Nach 1945 entwickelten sich für 45 Jahre gegensätzliche gesellschaftliche Systeme in Deutschland. Erfurt wurde Teil der sowjetisch besetzten Zone und der DDR und war zunehmend geprägt von Verstaatlichung und Zentralisierung.
Mit dem Befehl 58 (15.02.1946) der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wurde der Staatsbetrieb Deutschen Saatgutgesellschaft (DSG) gegründet. Hier gingen zunächst ungenutzte Gärtnereiflächen ...
Umbruchzeiten 1945 bis 1972
Vom privaten zum volkseigenen Betrieb
Hier aufgezeigt am Beispiel der Firma Kakteen Haage und N.L. Chrestensen
Informationen zum Download:
Das Volkseigene Gut Saatzucht Zierpflanzen
Leitbetrieb für Blumen
1956 übernahm das Volkseigene Gut Saatzucht Erfurt (VEG) Züchtung und Produktion von der DSG. Trotzdem bestanden bis 1972 erfolgreiche, bekannte, private Gartenbaubetriebe (Kakteen Haage, N.L. Chrestensen, F.C. Heinemann).
Über eine staatliche Beteiligung wurde 1972 die Verstaatlichung durch einen reglementierten Verkauf abgeschlossen. Das VEG wurde 1964 zum VEG Saatzucht Zierpflanzen Erfurt und ab 1968 zum zentralen Kombinatsbetrieb mit Betriebsteilen quer durch die DDR. Produktion, Züchtung und Handel wurden komplett umstrukturiert. Es entstanden große, zentral geleitete Einheiten (z.B. 17 ha Gewächshäuser und ein Wissenschaftlich- Technisches Zentrum in Erfurt Mittelhausen/Kühnhausen mit 1200 Beschäftigten).
Impressionen:
Informationen zum Download:
Impresssionen aus Raum 3:
1990 Umbruchzeiten – auch im Gartenbau
Mit der politischen Wende gingen 90% der Arbeitsplätze verloren. Chrestensen und Haage konnten durch Reprivatisierung ihre Traditionslinie fortsetzen. Durch Aus- oder Neugründung entstanden Rose Saatzucht, Stauden Poltermann, Steinecke Gartenbau, Zierpflanzen Buckenauer, Fischer Gemüse und 5 Zierpflanzenbetriebe in Mittelhausen.
Informationen zum Download:
Raum 4
Saatgutreinigung
Impressionen:
Fotobereich
Mach in der Fotoecke ein Erinnerungsbild vor einem alten Erfurter Postkartenmotiv!
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#1JahrtausendGartenbauErfurt
Infomaterialien
Kooperationspartner:
Bundesgartenschau 2021 Erfurt gGmbH
Stiftung Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt
Förderverein Deutsches Gartenbaumuseum
Erfurt e.V.
Gestaltung und Satz:
mediadee Sabrina Nürnberger & Kerstin Boehmer GbR
Druck und Produktion:
Repropartner Erfurt GmbH & Co.KG
Koordination:
Dr. Wolf-Dieter Blüthner
Die Ausstellung wurde erarbeitet von:
Wolfgang Altmann
Dr. Wolf-Dieter Blüthner
Lars Chrestensen
Dr. Eberhard Czekalla
Ulrich Haage
Dr. Steffen Raßloff